Beratungsstellen FRAU & BERUF brauchen Unterstützung

FRAU & BERUF: „Das ist leider ein gesellschaftlicher Bereich, in dem es noch immer viel zu tun gibt.“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete Beate Raudies nach ihrem Treffen mit den Projektleiterinnen Regina Kolbeck und Anke Heinßen von der Elmshorner Beratungsstelle FRAU & BERUF am Alten Markt in Elmshorn.

Beim Gespräch kam unter anderem heraus, dass alle elf Einrichtungen in Schleswig-Holstein eine wichtige Anlaufstelle für Frauen sind. „Wir werden auch oft von Frauen aus Hamburg angerufen und um Hilfe gebeten“, berichtet Anke Heinßen. Da die Anlaufstellen allerdings nur für Frauen aus Schleswig-Holstein zuständig sind, müssen die beiden Projektleiterinnen auswärtige Frauen leider abweisen. Doch auch ohne diese Klientel ist genug zu tun. Denn im vergangenen Jahr wurden 694 Beratungsgespräche geführt. Dabei sind Kolbeck und Heinßen nicht nur im Elmshorner Büro präsent, sondern bieten regelmäßig auch Sprechstunden in Städten und Gemeinden im Kreisgebiet an. Auch die lokalen Beratungen werden gut angenommen. Heinßen: „Damit kann sich das nördlichste Bundesland schmücken, das ist ein Erfolgsprojekt.“ Die Elmshorner Abgeordnete stimmt zu: „Hier wird wichtige Arbeit geleistet, die von betroffenen Frauen akzeptiert und wahrgenommen wird.“ Laut Kolbeck und Heinßen kommen Frauen mit sehr unterschiedlichen Erwerbsbiografien zu den Terminen. Die Beratungsstelle zeichne aus, dass ebenfalls viele Akademikerinnen und andere hochqualifizierte Frauen darunter sind, die bei der Arbeitsagentur oftmals nicht gemeldet sind. Beweggrund für die Bitte um Unterstützung ist hauptsächlich die Suche der Frauen nach einem beruflichen Wiedereinstieg nach Erziehungspause, Scheidung oder einer Burnout-Behandlung. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nach wie vor ein großes Thema. Das funktioniert nicht wirklich gut.“, so Kolbeck. Es gebe zurzeit weniger qualifizierte, sozialversicherungspflichtige Teilzeitstellen, dafür gefühlt aber jede Menge 450-Euro-Jobs. Außerdem müsse das Kinderbetreuungsangebot gerade an den Grundschulen ausgeweitet werden. Das aktuell eingeführte Betreuungsgeld halten die beiden Fachfrauen für keinen guten Weg, und auch Beate Raudies kritisiert die „Herdprämie“ als kontraproduktiv. Die beiden Beraterinnen hoffen, dass sie ihr Angebot aufrechterhalten können, denn im kommenden Jahr fallen EU-Fördermittel weg. Sie würden nur ungern ihre strukturpolitische Arbeit aufgeben, denn dann könnten sie ihr Netzwerk zu den Unternehmen nicht mehr pflegen. „Darunter leidet dann die Beratungsqualität“, so Heinßen. Schon jetzt geraten Kolbeck und Heinßen an ihre Grenzen. Manch Hilfesuchende wird gebeten, eine Wartezeit in Kauf zu nehmen, bevor sie einen Termin erhält. „Da wäre mehr Personal hilfreich“, sagt Kolbeck. Nichtsdestotrotz werden die beiden im kommenden Jahr Messen und Workshops organisieren. Ihr Ziel ist es, Unternehmen noch intensiver als bisher über weibliche Fachkräfte zu informieren. Kolbeck: „Im Umkehrschluss wollen wir qualifizierte Frauen dazu ermutigen, sich aus der Deckung zu trauen und ihre Kenntnisse mehr zu propagieren. Da schlummert enormes Potenzial.“ Beate Raudies sagte zu, für die Arbeit von FRAU & BERUF im Kieler Wirtschaftsministerium zu werben. „Die Beratungsstellen sind wichtig, denn jede Frau, die durch das Engagement von Frau und Beruf wieder zu einer qualifizierten Arbeitsstelle kommt, wird nicht von Altersarmut betroffen sein. Damit werden viel Elend und letztendlich auch hohe Folgekosten verhindert“, betont die Elmshorner Politikerin. Die Abgeordnete will sich regelmäßig über die Arbeit von Frau und Beruf in Elmshorn informieren.