Kinder mit Inklusionsbedarf nicht im Stich lassen!

Hoher bürokratischer Aufwand, zu wenig Zeit und zu wenig Personal für Kinder mit viel Hilfs- und Schutzbedarf: Es ist ein trauriges Fazit, dass die beiden Landtagsabgeordneten Beate Raudies und Serpil Midyatli, die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Kieler Landtag ist, sowie die SPD-Stadtverordnete Vanessa Mangels nach einem Besuch bei der Lebenshilfe-Kindertagesstätte Käthe-Mensing-Straße in Elmshorn leider ziehen müssen.

vlnr: Sven Jetzkowitz, Leiter der Kindertagesstätte - Lebenshilfe-Geschäftsführer Michael Behrens – Beate Raudies MdL – Vanessa Mangels – Serpil Midyatli MdL

Bürokratieanforderungen und Wirklichkeit in der Kita, die behinderte Jungen und Mädchen liebevoll betreut, stünden in krassem Gegensatz zueinander. Die Kita-Reform der Landesregierung habe da keine Abhilfe geschaffen, betonte Lebenshilfe-Geschäftsführer Michael Behrens. Im Zuge dieser Kitareform wurden die Verfügungszeiten zwar auf 7,8 Stunden erhöht. „Allerdings reicht auch diese Verfügungszeit nicht aus. Wir wünschen uns vor allem eine bedarfsorientierte Finanzierung, um auch den Kindern mit besonderem Förderbedarf gerecht werden zu können“, so Behrens.

Auch die Beratung der Eltern von behinderten Kindern sei mit sehr viel Aufwand verbunden. Die Kindertagesstätte habe jedoch eine lange Warteliste für Kinder mit Behinderungen. Sie benötigten besondere Aufmerksamkeit. Diesem Umstand trage das aktuelle Kita Gesetz allerdings in keiner Weise Rechnung – im Gegenteil.
Im Zuge der Kita-Reform wurde die Finanzierung der „Heilpädagogischen Kleingruppen“ sogar gestrichen, wie Helga Kell-Rossmann, Referentin der Geschäftsführung erläutert. Jetzt müssen sich die Eltern eigenverantwortlich um eine Kostenübernahme im Rahmen der Eingliederungshilfe kümmern.

„Da muss dringend nachgebessert werden. Wir dürfen Kinder, Eltern und die Beschäftigten in den Kitas nicht im Stich lassen“, so die Elmshorner Landtagsabgeordnete Beate Raudies. Serpil Midyatli stimmt zu. „Inklusion darf nicht auf der Strecke bleiben. Die Landesregierung grenzt hier die Schwächsten der Gesellschaft aus.“

Das gilt auch beim Thema Fachkräftemangel. So erfahren die beiden Abgeordneten, dass es im Kreis Pinneberg nur wenige Schulplätze für die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) Ausbildung gibt und auch kein Geld vom Land dafür bereitsteht. Zwar kann die Lebenshilfe noch alle ausgeschriebenen Stellen besetzen, was sicher auch an dem guten Tarif liegt, der hier gezahlt wird. Aber die Bewerbungszahlen gehen stetig zurück.

Wie engagiert sich die Beschäftigten der Kita um die Schützlinge kümmern, zeigt sich übrigens beim Mittagessen: Es wird frisch zubereitet, ist kindgerecht, abwechslungsreich und vollwertig. Der Speiseplan richtet sich nach den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Kindertagesstätten. „Unsere Köchinnen arbeiten mit regionalen sowie saisonalen Produkten und berücksichtigen kulturelle Besonderheiten, Allergien und Unverträglichkeiten“, so Sven Jetzkowitz, Leiter der Kindertagesstätte.
Der Kostenbeitrag für das Mittagessen beträgt 70 Euro pro Monat, inklusive Getränke und Zwischenmahlzeiten. Bezahlen müssen dies die Eltern, was eine zusätzliche Belastung für viele Familien ist, berücksichtigt man die hohen Miet-, Energie- und Lebensmittelkosten.

„Frühkindliche Bildung muss allen Kindern offen stehen und darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein. Auch hier zeigt sich, dass die beitragsfreie Kita endlich realisiert werden muss. Dafür setze ich mich gerne ein“, betont Beate Raudies.